Sachbücher

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Hier findet ihr unsere Rezensionen mit kurzer Inhaltsbeschreibung zu Sachbüchern, die wir gelesen haben.

Titel: Ritter – der ultimative Karriereführer

Autor/in: Michael Prestwich

Verlag: Primus

Kurze Inhaltszusammenfassung:

Der Klappentext:

Sie wollen ein Ritter werden?
Der ultimative Karriereführer verrät alles, was man wissen muss, um ein langes und ruhmreiches Ritterleben zu führen.

Lernen Sie:
Was Sie beim Ritterschlag erwartet
Welche Rüstung und Waffen Sie kaufen müssen
Wohin Sie Ihr Kreuzzug führen sollte
Wie Sie im Krieg ein Vermögen verdienen
Welchem Ritterorden Sie am besten beitreten
Wie Sie die Frau Ihres Herzens beeindrucken
Was Sie in der Schlacht beachten sollten

Bewertung / Rezension:

Als ich das Buch zu Weihnachten geschenkt bekam, erwartete ich zunächst eines der üblichen oberflächlichen Werke für Laien mit immer den gleichen Aufhängern. Doch ich wurde angenehm überrascht:

Der Autor schreibt im Stil eines wirklichen, modernen Ratgebers, aber aus der Perspektive des Jahres 1415 kurz nach der Schlacht von Agincourt. Dementsprechend unterbleiben die ständigen Reflektionen aus moderner Sichtweise zugunsten „zeitgemäßer“ Bewertungen, die dem Leser sarkastisch und ironisch vorkommen. Entgegen der Erwartungen ist das Werk historisch recht gut fundiert, verzichtet auf gängige Klischees und ist gespickt von Anekdoten, Namen, Abbildungen (endlich zeitgenössische – und nicht diese furchtbaren historistischen Interpretationen) und Jahreszahlen, was die Glaubwürdigkeit auch ohne anschließende Quellenrecherche deutlich erhöht.

Es wird der gesamte Lebensweg eines Ritters nachgezeichnet, beginnend mit der Ausbildung von Kindesbeinen an, dem Ritterschlag, dem ersten Waffeneinkauf, den Feldzügen, Belagerungen und Turnieren bis hin zum Begräbnis. Dabei werden Ratschläge erteilt bezüglich Beitritts zu einem Orden, Teilnahme an Kreuzzügen, Anwerbung eines Gefolges, des Umgangs mit Söldnern und Edeldamen und des Machens und Verteilens von Beute.

Während aller Ausführungen gelingt dem Autor der schwierige Spagat zwischen Humor und sachlicher Information, wobei besonders der Laie vieles erfahren kann ohne überfordert zu werden.

Zu beachten gibt es, dass in erster Linie der Zeitraum von 1300-1415 behandelt wird und dabei auch mit Fokus auf dem englischen Rittertum, doch auch der Blick auf andere Regionen kommt nicht allzu kurz. Zum einen muss man das als Pluspunkt werten, da somit der kulturelle Rahmen nicht zu weit auslädt und ständige Verallgemeinerungen damit weitestgehend vermieden werden. Aus meiner Sicht hat es den Lesespaß ein klein wenig gemindert, da mich v.a. das deutsche Rittertum des 13. Jahrhunderts interessiert, was man aber dem Autor natürlich nicht zum Vorwurf machen kann. Außerdem wird eigentlich nur die kriegerische/kämpferische Seite des Rittertums eingegangen und kaum bis nicht auf kulturelle Leistungen und das Leben als verwaltender Feudalherr.

Alles in allem muss ich sagen, das dieses Buch mich gut unterhalten und informiert hat und in einem sehr angenehmen Stil geschrieben ist, sodass es sogar ich als eigentlicher Lesemuffel innerhalb eines freien Tages ganz durchgelesen habe.


Gesamtbewertung: 1- (lesenswert bis sehr lesenswert)                                                 von Dominic

Titel: Die Staufer und ihre Zeit: Leben im Hochmittelalter

Autor/in: Anette Großbongardt (Herausgeber), Dietar Pieper (Herausgeber)

Verlag: Deutsche Verlags-Anstalt

Kurze Inhaltszusammenfassung:

Der Klappentext:

130 Jahre lang herrschten die Könige und Kaiser der Staufer von 1138 bis 1268. Ein Mythos sind sie bis heute, allen voran die charismatischen Kaisergestalten Friedrich I. Barbarossa und Friedrich II., dessen Reich sich von der Ostsee bis Sizilien erstreckte. Die Zeit der Staufer, das Hochmittelalter, war zugleich die Blütezeit der Ritter und Burgen, Handel und Städtebau boomten. Überragende Persönlichkeiten wie Hildegard von Bingen und Franz von Assisi nahmen Einfluss auf Glauben und Politik, Dichter schrieben geniale Werke wie den „Parzival“. Häufig jedoch war der Alltag geprägt von harten Konflikten: Papst und Kaiser, König und Fürsten rangen um die Macht im Reich. SPIEGEL- Autoren und renommierte Mediävisten geben Einblick in diese bewegte Epoche. Sie porträtieren die staufischen Herrscher, zeigen, wie deren Untertanen lebten, und legen dar, warum die aus dem Schwäbischen stammende Staufer-Dynastie wie kein anderes deutsches Herrschergeschlecht zur Legende wurde.

Bewertung / Rezension:

Hierzu möchte ich zunächst eine Amazon-Kundenrezension zitieren, die es recht gut auf den Punkt bringt:

„Mit Stärken und Schwächen ist das Buch „Die Staufer und ihre Zeit. Leben im Hochmittelalter.“ behaftet, in dem eine Reihe von Spiegelautoren die Zeit des wohl bekanntesten deutschen Herrschergeschlechts des Mittelalters darstellt. Die Journalisten pflegen zwar allesamt ein flotten, gut lesbaren und unkonventionellen Stil und einzelne der Artikel haben auch durchaus viel Tiefgang und bieten dem Leser fundierte Informationen, leider werden aber auch viele Dinge verengt durch die Brille des 20. Jahrhunderts gesehen, aus heutiger Sicht wertend dargestellt oder in einer solchen Kürze zusammengerafft, das wirklich nur an der Oberfläche gekratzt wird. Das Buch ist in vier Hauptabschnitte eingeteilt, die wiederum durch Aufsätze von unterschiedlichen Autoren gefüllt werden. Die Qualität der Aufsätze schwankt erheblich…..“

Man merkt den Texten tlw. deutlich an, dass hier keine „Haupterwerbshistoriker“ am Werk sind, sondern eben SPIEGEL-Redakteure. In manchen Belangen finde ich das zwar förderlich, z.B. wird in den Biografien nicht auf jede politische Verstrickung eingegangen, wodurch man einen guten Überblick über Leben und Wirken der Personen erhält, anstatt unnötig verwirrt zu werden und hinterher noch genauso schlau ist wie vorher. In anderen wurde ich aber herb enttäuscht:

Besonders mein Steckenpferd, das Rittertum, wurde in einer geradezu unfair einseitigen Weise beleuchtet. Die Quintessenz war im Wesentlichen, dass der Ritter den lieben langen Tag nichts tat als seine hörigen Bauern zu misshandeln und zu trinken, zu töten und zu vergewaltigen, wo er geht und steht. Doch bereits als ich las, dass der Ringpanzer aus Messing gefertigt sei, wusste ich, was ich von der Qualität dieses Textes zu halten hatte.

Auch das „Kapitel“ über Mode lässt mit seinem Umfang von ganzen zwei Seiten nicht mit inhaltlicher Tiefe rechnen.

Dennoch bleibt zu sagen, dass der Laie einen schönen Überblick über die Epoche erhält und der Stil ein angenehmes Lesen ermöglicht. Man sollte nur eben nicht alles unkritisch schlucken, was einem die Autoren einem da andrehen wollen.

Gesamtbewertung: 2 (lesenswert)                                                                                        von Dominic

Titel: Mittelalterfeste der Gegenwart

Autor/in: Erwin Hoffmann

Verlag: Ibidem

Kurze Inhaltszusammenfassung:

Der Klappentext:

Das Mittelalter hat Konjunktur, und die Anzahl der Veranstaltungen, welche sich rund um das Mittelalter drehen, nehmen jährlich zu. Immer mehr Städte und Kommunen richten ihre Mittelalterfeste aus. Doch was erleben die Besucher auf diesen Festen? Bekommen sie ein romantisch-verklärtes Mittelalterbild präsentiert, welches so schon vor über 200 Jahren vom Publikum rezipiert wurde, oder ‚lernen‘ sie ein Mittelalterbild, das sich an historischen Fakten orientiert? Wesentlich für das zu beobachtende Angebot auf den Mittelalterfesten ist dabei die Zielsetzung der Macher und Akteure der Feste: Was bestimmt deren Motivation? Ist es der kulturelle Anspruch oder doch eher die ökonomische Notwendigkeit? Und wie lassen sich die Veranstalter von Mittelalterfesten in ihrem Wirken möglicherweise von den existierenden Rahmenbedingungen und den direkt und indirekt beteiligten Interessengruppen in die eine oder andere Richtung lenken? In der vorliegenden Arbeit beleuchtet Erwin Hoffmann die Vermarktung des Mittelalters im Spannungsfeld zwischen Authentizität und Inszenierung auf der Grundlage eines interdisziplinären und systemischen Ansatzes. Er zieht dabei Ergebnisse der historischen Rezeptionsforschung, der (Kultur-)Soziologie und der Systemtheorie sowie aus dem Bereich des Marketings, der Tourismusforschung und auch der Geschichtsdidaktik heran, um die Frage zu beantworten, wie Mittelalter derzeit auf Mittelalterfesten vermarktet wird und welche Schlüsse hieraus gegebenenfalls für die Verbesserung der Qualität des ‚Produkts‘ Mittelalterfest zu ziehen sind.

Bewertung / Rezension:

Das Buch ist eine Doktorarbeit mit hohem Anspruch und damit auch nicht auf Unterhaltung oder besonders leichte Lektüre getrimmt. So sind z.B. Grundkenntnisse in Sachen Wirtschaft, Kunst und Systemtheorie recht nützlich, um wirklich alle Facetten des Buches verstehen zu können, und es ist schon ein recht dicker Wälzer. Dem Interessierten eröffnet sich aber ein wirklich hervorragendes Werk, das aus einem unglaublichen Fundus an Wissenschaftsrichtungen schöpft, um das Phänomen des Mittelaltermarktes umfassend zu analysieren. Dazu werden nicht nur Theorien aufbereitet, sondern auch Aussagen von verschiedensten Beteiligten; Umfragen an Teilnehmern, Veranstaltern und Akademikern; Interviews und eigene Markterfahrungen des Autors zu Rate gezogen.

Der Autor schafft es, den Mittelaltermarkt und seine Beteiligten systematisch in Gruppen zu unterteilen, die auch jedem Szenekenner in dieser Form völlig logisch erscheinen sollten. Besonders erleuchtend war für mich die Untersuchung der Veranstalter, deren Motivation, Hintergrund und Umsetzung in zahlreichen Kriterien beleuchtet und erklärt wird. So können nach den Ergebnissen der Untersuchungen viele Märkte gar nichts dafür, dass sie vom historischen Gesichtspunkt her so schlecht sind; es stecken einfach sehr viele, zunächst unübersehbare Faktoren hinter jeder Mittelalterveranstaltung, die nur den wenigsten bekannt oder bewusst sind. Und es wird auch endlich das große „A“ einmal ausführlich erklärt 😉

Überhaupt habe ich durch die aufmerksame Lektüre der Arbeit immer wieder neue Kenntnisse über das eigene Hobby gewonnen, die teilweise bereits unbewusst vorhanden waren, nun aber systematisch greifbar und definiert sind. Die eigene Motivation und Orientierung wurde mir dadurch klarer. Ich wage sogar zu behaupten, dass durch diese Arbeit, würde sie denn von jedem Mittelalterfan gelesen werden, ein Großteil der ganzen Szenestreiterei bereinigt würde, da dann jeder bewusst seinen Platz in der Mittelalterszene finden könnte und auch die Einstellung anderer Gruppen für jeden verständlicher wäre.

Mein Fazit: ein absolut hervorragendes und hochkompetentes, interdisziplinäres Werk. Es ist perfekt objektiv gehalten, obwohl aus manchen Fußnoten gelegentlich die eigene Meinung und Erfahrung des Autors durchscheint, und berücksichtigt den Hintergrund wirklich sämtlicher Beteiligter eines Mittelaltermarktes. Schade ist nur, dass natürlich im Zuge einer solchen Arbeit die Thematik eng umrissen sein muss. Rund um den Markt wird alles erklärt und auch die Szene zu einem großen Teil beleuchtet, leider kommt bei den Untersuchungen die für mich inzwischen ebenso interessante „A“-Reenactmentszene nur nebensächlich zum Tragen. Es wäre interessant gewesen, auch deren Stand und Entwicklung analysiert zu sehen, aber mehr als das in diesem Buch Gebotene kann man wohl kaum verlangen.

Gesamtbewertung: 1 mit Sternchen 😉 (sehr lesenswert)                                                   von Stefan


Titel:
Mittelalterfeste der GegenwartAutor/in: Gerhard Wagner

Verlag:  Regoinalia

Kurze Inhaltszusammenfassung:

Der Klappentext:

Viele werfen die Flinte ins Korn, weil sie bei Redewendungen mit ihrem Latein am Ende sind. Es geht ja auch auf keine Kuhhaut, wie viele Menscen alte Redensarten nicht mehr verstehen und von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, weil ihnen diese Ausdrücke spanisch vorkommen. Aber anstatt dazustehen wie die Ölgötzen, sollten sie lieber diese Scharte auswetzen. Denn wenn sie alles auf die lange Bank schieben, können sie nur Maulaffen feilhalten.

Bewertung / Rezension:

Das Buch erklärt die Herkunft vieler mittelalterlicher bzw. einiger neuzeitlicher Redewendungen. Es ist sehr unterhaltsam in lockerem und witzigem Ton geschrieben und auch optisch recht schön gestaltet. Viele oft zeitgenössische Abbildungen ergänzen das Bild und belegen oft die Erklärungen. Manche Redewendungen erscheinen allerdings etwas holprig erklärt bzw. recht weit hergeholt, was aber absolut Ausnahme bleibt. Ich war immer wieder über die Fülle und die faszinierende Herkunft unserer heutigen Redewendungen erstaunt, trotz des Umstandes, dass mir wegen vorheriger Recherchen zu einem dem Thema entsprechenden Vortrag bereits viele Erklärungen bekannt waren.

Einen großen Punkteabzug muss ich leider wegen der unseligen Verallgemeinerungen, den Lebensalltag des Mittelalters betreffend, vergeben. Bei all den schönen Beispielen aus dem mittelalterlichen Leben, die einen lebensnahen Einblick in die Epoche geben, schafft es der Autor leider nicht, altbekannte Vorurteile über das Mittelalter abzulegen. So wird mehrmals behauptet, die Haare wären bei Männern immer lang getragen worden und jeder hätte einen Bart gehabt; die berühmte Kleiderordnung wird als gegeben angenommen und die Vergabe von Leibstrafen wird stark überspitzt dargestellt. Das typische Bild vom Mittelalter als grausame und ungebildete Epoche wird wiederum durch dieses Buch gepflegt und mit „Fakten“ gefestigt, was mich teilweise schon sehr geärgert hat. Vor allem auch die Unterstellung, dass Wendeschuhe im Grunde nur „auf Fußmaße gebrachte Lederbeutel“ (S.91) seien, war schon sehr beleidigend. Hier hätte man sich eine etwas tiefergehende Recherche durch den Autor gewünscht, der immerhin Geschichte studiert hat und als Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung sicherlich vielen Burg-Fremdenführern als Vorbild dient.

Andererseits wird glücklicherweise auch oft genug darauf hingewiesen, welche Praktiken und Umstände sich bis lange in die Neuzeit gehalten haben bzw. dort entstanden sind, was das Bild relativiert.
Insgesamt ist das Buch trotz vieler ärgerlicher Verallgemeinerungen wirklich lesenswert, auch für kurze Lesezeiten zwischendurch geeignet und sehr unterhaltsam und lehrreich.

Gesamtbewertung: 2 (lesenswert)                                                                                            von Stefan