Kleidung

Was wäre eine Mittelalterdarstellung ohne die historisch korrekte Kleidung?




Hier sieht man ein Stück Fehpelz.

Feh ist ein sibirisches Eichhörnchen, welches im hohen Mittelalter ungemein beliebt war als Besatz und Futter an und in allen möglichen Kleidungsstücken.

Dazu finden sich besonders in der Heidelberger Liederhandschrift um ca. 1320 zahlreiche Abbildungen.


 

Kopfbedeckung

 



Die Bundhaube war die Standard- Kopfbedeckung für den Mann des Mittelalters. Sie wurde von Reichen gleichwie von Armen getragen und war ein Schutz gegen Sonne, Staub und Parasiten. Das verwendete Material war am wahrscheinlichsten feines Leinen.

In der Kreuzfahrerbibel ist diese Kopfbedeckung besonders gut erkennbar.

 


 

Unterbekleidung

 



Die Bruche war die Unterhose des europäischen Hochmittelalters. Da über Frauenunterwäsche bis auf das Untergewand praktisch nichts bekannt ist, wird angenommen, dass es ein reines Kleidungsstück für Männer war. Die Bruche ist sehr weit geschnitten, so dass sie sich beim Ankleiden krempelt, und ähnelt entfernt modernen Boxershorts. Diese Bruche einthält einen integrierten Gürtel, an dem auch die Beinlinge befestigt werden. Die dafür benutzten Nestelschnüre sind auf dem Bild gut zu erkennen.

Besonders anschauliche Darstellungen von Bruchen finden sich in der Kreuzfahrerbibel.


 



Beinlinge wurden am Bruchengürtel angenestelt und bildeten die gängige Beinbekleidung der Männer.
Es handelte sich dabei nicht etwa um Strumpfhosen, sondern um zwei getrennte Teile, woher sich auch bei englischen Begriffen der Plural für Beinkleidung wie „trousers“ oder „Jeans“ ableitet. „Leggins“ wäre der richtige englische Begriff; Beinlinge haben aber mit den heutigen Leggins wenig zu tun.
Üblicherweise waren am Beinling Füßlinge angefügt, so dass sie auch die Füße bedeckten.

Wiederum finden sich auch hierfür in der Kreuzfahrerbibel sehr schöne Abbildungen.


 



Das Leibhemd wurde unter dem Kittel getragen. Es bestand in der Regel aus Leinen. Der meist wollene Kittel lag durch das Untergewand nicht direkt am Körper an, wodurch der Tragekomfort erhöht und die Oberbekleidung vor Schweiß geschützt wurde.

Die nebenstehende Abbildung eines Leibhemdes stammt aus dem Welschen Gast.


 

Oberbekleidung

 



Der einfache Kittel oder Tunika war ein Standardbekleidungsstück, welches in verschiedenen Formen von der Antike bis in das späte Mittelalter hinein verwendet wurde und starken Modeschwankungen unterlag. Im ausgehenden europäischen Hochmittelalter war der Kittel des einfachen Mannes etwa oberschenkellang und an den Armen eng anliegend. Er wurde in der Regel an der Hüfte mit einem Gürtel gerafft.

In der Kreuzfahrerbibel sind die zusätzlich eingesetzten Geren (Keile) und der zum Durchschlüpfen der Hände geschlitzte Ärmel gut erkennbar.

Das Kleid der Frau war generell mindestens knöchellang; das Bein zu zeigen war bei Frauen verpöhnt. Bei wohlhabenden Frauen war das Kleid überlang und musste beim Gehen gerefft werden, was auch als besonders feine Haltung galt.

Zeitgenössische Abbildungen von einfachen Frauenkleidern findet sich beispielsweise im Welschen Gast.


 



Der Herrenkittel reichte im Gegensatz zur einfachenVariante meist bis zur Mitte des Unterschenkels oder bis zum Knöchel und wurde von wohlhabenden Personen getragen.
Der Schnitt ist im Grunde der selbe wie beim einfachen Kittel. Wolle war in der Regel das bevorzugte Material für Oberbekleidung; reichere Personen leisteten sich aber auch wesentlich teurere Materialien wie Seide, Brokat und Samt.
Dieser Herrenkittel besteht aus indigogefärbtem Maulbeerseidentaft, wie er auch im Mittelalter Verwendung fand.

Besonders schöne Abbildungen von Herrenkitteln finden sich beispielsweise in der in der Stricker-Weltchronik.


 



Als Übergewand konnte ein Surcot (frz. „über der Cotte“ -> „über dem Kittel“) getragen werden. Hier sind vorne und hinten Reitschlitze angebracht. Als feiner Sonntagsstaat wäre das Surcot wohl eher geschlossen und könnte stattdessen zusätzliche Geren besitzen. Es gab ämellose und halbärmelige Varianten.

Dieser Surcot besteht aus blauem Leinenstoff mit grünem Futter.

Die nebenstehenden Abbildungen stammen aus dem Welschen Gast und dem Codex Manesse.


 



Der Tasselmantel ist ein Halbkreismantel, der vorne offen bleibt. Er erhielt seinen Namen durch die Verschlussschnallen (Tasseln), die zusammen mit der Tasselschnur den Mantel zusammenhalten.

Durch die weite Öffnung und die relativ unpraktische Befestigung eignet er sich schlecht als Gebrauchsmantel, weshalb er überwiegend als reines Ziergewand für die Oberschicht Verwendung fand. Das meist sehr wertvolle Innenfutter (z.B. Seide ober Pelz) wurde gerne durch Aufschlagen der Keile an der Mantelöffnung präsentiert. Der Sinn dieses Kleidungsstückes lag vor allem darin, den Reichtum des Trägers zu präsentieren.

Im Hochmittelalter galt die Trageweise mit dem Zeigefinger an der Tasselschnur als besonders höfisch und elegant, was besonders schön am bamberger Reiter (siehe Abbildung) zu sehen ist.

Die zweite Abbildung stammt aus der Kreuzfahrerbibel.


 

Schuhe

 



Solche Riemchenschuhe waren bei beiderlei Geschlechtern beliebt. Weil er für das Tragen im Gelände denkbar ungeeignet ist und wegen des großen Verschnitts war der Riemchenschuh überwiegend bei der reichen Bevölkerung anzutreffen.
Im Spätmittelalter wurden zum Verschließen der Riemchen Schnallen anstatt einer Schnürung verwendet. Die Form findet bis in die heutige Zeit Verwendung.


Der Riemchenschuh findet sich in zahlreichen Darstellungen, so auch in der Kreuzfahrerbibel (oben) und in der Stricker-Weltchronik (unten).


 



Ein Paar verzierte Halbschuhe. Die Verzierung besteht aus latzartigen halbrunden Durchbrüchen und mit der Ahle gestochenen Löchern.


Besonders verzierte Schuhe waren sehr kostspielig und in der Komplexität und Vielfalt ihrer Verzierungen kaum eingeschränkt. Teilweise wurden Schuhe mit so vielen Durchbrüchen und Ausschnitten erstellt, dass ein zweites Oberleder oder eine zusätzliche untenliegende Stoffschicht nötig war.


 



Halbstiefel waren bei der arbeitenden Bevölkerung beliebt. Sie halten Nässe und Schmutz zuverlässig fern und verbrauchen nicht so viel Leder wie hohe Stiefel.

Auf Abbildungen sind Bauern und Handwerker in der Regel mit solchen Schuhen abgebildet. Als Beispiel seien die Kreufahrerbibel (oben) und die Stricker-Weltchronik (unten) gezeigt.