Militärisches

Wie in allen Epochen war auch im Mittelalter das Kriegshandwerk ein Teil des Lebens.
Aus der Rüsttechnik haben sich interessanterweise stets auch Einflüsse auf die zivile Mode ergeben. So hat z.B. im ausgehenden 14. Jahrhundert die schmale Hüftpartie der Brigantine auch in der Männerkleidung niedergeschlagen.

Polsterrüstung

 



Der Gambeson bildet die Basis der hochmittelalterlichen Rüstung. Das wattierte Wams fängt Schläge ab und bietet einen gewissen Schutz gegen Geschosse.

Vermutlich existierten verschiedene Versionen des Rüstungsstücks.

Gambesons, die unter dem Kettenhemd getragen wurden, waren wahrscheinlich dünner als solche, die den einfachen Infanteristen als alleiniger Rüstungsschutz dienten. Die Quellenlage lässt vermuten, dass Kettenhemden auch teilweise ohne darunter liegenden Gambeson getragen wurden.

Diese Nachbildung besteht aus mehreren Lagen Filz und Leinen und ist zu länglichen Röhren abgesteppt. Die Röhren konnten auch vorgenäht und mit Wolle oder Rosshaar gestopft sein.

Die Kreuzfahrerbibel zeigt einige Infanteristen mit charakteristisch längs abgesteppten Gambesons. Der Kragen wird dort durch eine Knöpfung verschlossen. Der Handschutz war jedoch mit Sicherheit nicht wie in dem Bild als Fünffingerhandschuh ausgeführt.


 



Die Polsterhaube ist das militärische Gegenstück zur Bundhaube. Sie wurde unter der Kettenhaube bzw. direkt unter dem Helm getragen und sollte Schläge abdämfen.
Die Haube wurde wie der Gambeson abgesteppt und war mit Leinen, Wolle oder (Roß-) Haar gefüttert.

Auch hierfür findet sich in der Kreuzfahrerbibel eine sehr schöne Abbildung.


 



Ein solcher Polsterkragen oder Koller mit Schulterschutz wurde im ausgehenden Hochmittelalter unter dem Gambeson als zusätzliche Polsterung und Halsschutz getragen. Der Halsverschluss konnte auch als Knöpfung oder Gurt ausgeführt sein.


 



Vermutlich bildeten Polsterbeinlinge als Rüstung das Gegenstück zu den einfachen Bekleidungs-Beinlingen. Auf Abbildungen sind sie nicht zu sehen, da sie unter Kettenbeinlingen getragen wurden, die wiederum eher bei berittenen Truppen sinnvoll waren.


 



Diechlinge dienten berittenen Kämpfern als zusätzlicher Schutz an den besonders gefährdeten Oberschenkeln.
Am Knie konnte eine Kniekachel angebracht sein, die aus gekochtem Leder, Horn oder Metall bestand.

Eine Darstellung in der Kreuzfahrerbibel zeigt eine frühe Version der Diechlinge ohne Kniekachel.


 

Kettenrüstung

 



Das Kettenhemd diente bis in das Spätmittelalter hinein als Hauptrüstung für den Teil der Kämpfer, der es sich leisten konnte.

Die Ringe wurden einzeln angefügt und ggf. vernietet. Sie konnten rund, kantig, flach, gestanzt, offen oder vernietet sein; je nach Zeit, Region und Kostenpunkt. Auch der Durchmesser und die Dicke der Ringe lassen sich nicht pauschalisieren.

Im Hochmittelalter waren die Handschuhe in der Regel ein fester Teil des Kettenhemdes, der sich erst gegen Ende der Epoche abspaltete. Die Hand kann zur besseren Handhabung durch einen Schlitz am Handgelenk oder in der ledernen Handfläche aus dem Kettenhandschuh geschoben werden.

Auch die Kettenhaube war bis zum Ende des Hochmittelalters oft noch im Kettenhemd integriert. Weil unser Darstellungszeitraum nach 1250 liegt, ist unsere Kettenhaube jedoch vom Hemd getrennt.

Die Kreuzfahrerbibel zeigt detailliert den Aufbau von Kettenhemden, bei denen noch Haube und Hanschuh integiert sind.


 



Wer es sich leisten konnte, trug zwischen Polsterhaube und Helm eine Kettenhaube zum Schutz des Nackens und der Schulter. Die Form der Haube schwankt im Verlauf des Hochmittelalters stark. Anfangs noch ein fester Bestandteil des Kettenhemds, löst sie sich bald als eigenständiges Teil ab. Anfangs konnte sie noch mit einem Latz, der den Mundschutz bildete, als Kapuze abgestreift werden. Später blieb der Mundschutz fest und bildete sich mit der zunehmenden Verwendung geschlossener Helme bzw. möglichst freiem Gesichtsfeld schließlich wieder zurück.

Der angefügte Brustlatz ist ein typisch deutsches zeitgenössisches Merkmal.

Für die Form der Kettenhaube in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist das Standbild des heiligen Mauritius im Magdeburger Dom ein sehr schöner Nachweis.


Bildquelle: http://www.kopfwelten.org/kp/grafiken/fotos/orte/MauritiusMagdeburg.jpg


 



Die Kettenbeinlinge schützten die Beine vor Schnitten und Geschossen. Für die Infanterie machen sie wenig Sinn, da sie ein großes Zusatzgewicht und eine gewisse Einschränkung der Bewegungsfreiheit bedeuten.

Auf einigen zeitgenössischen Abbildungen sind die Kettenbeinlinge hinten offen, was wohl die „Sparvariante“ darstellt.


 

Helme

 



Die Hirnhaube gewährt dem Träger maximale Sicht, da der Gesichtsbereich völlig frei bleibt. Aus diesem Grund war sie im Hochmittelalter vor allem bei Infanterietruppen und Schützen in Kombination mit Polster- und Kettenhaube neben dem Eisenhut sehr beliebt.
Bisweilen wurde sie vermutlich auch bereits zu Ende des 13.Jhdts., auf jeden Fall aber im 14. Jhdt., unter dem Topfhelm als zusätzlicher Schutz getragen.

Die nebenstehende Abbildung aus der Kreuzfahrerbibel zeigt deutlich die Kombination der Hirnhaube mit Polster- und Kettenhaube.


 



Dieser Topfhelm wurde nach Vorlage eines Fundes aus der österreichischen Burgruine Madeln gefertigt. Das Original wurde etwa um 1300 hergestellt. Im 14. Jhdt. findet bereits der Übergang zum Kübelhelm statt, so dass sich unter dem Helm bereits als zusätzlicher Schutz eine Hirnhaube tragen lässt.
Im Inneren befindet sich eine Polsterung, die durch Löcher in der Außenwand befestigt ist.

Solche Helme wurden nur von berittenen Kämpfern benutzt, da Sicht und Atmung beim Tragen deutich eingeschränkt sind. Beim Übergang zum Kampf am Boden wurde der Topfhelm abgelegt und die Hirnhaube diente als Kopfschutz.


Bildquelle: http://www.archaeologie.bl.ch/Pages/Funde/topfhelme_pratteln.html


 

Sonstige Rüstteile

 



Der Plattenrock leitet den im ausgehenden Hochmittelalter allmählich beginnenden Übergang von Ringpanzer- zu Plattenrüstungen ein. Durch den schweren Überwurf wird die besonders bei berittenen Truppen kritisch gefährdete Brustregion zusätzlich geschützt. Den Grund für diese Entwicklung lieferten vermutlich die zunehmend stärkeren und öfter eingesetzten Armbrüste.
Die Rüstung besteht aus einer Lederbasis, auf die außen ein Stoffüberzug genäht und innen Metallplatten angenietet wurden.

Auch für den Plattenrock ist das Standbild des heiligen Mauritius im Magdeburger Dom ein besonders schöner und früher Nachweis.


Bildquelle: http://www.kopfwelten.org/kp/grafiken/fotos/orte/MauritiusMagdeburg.jpg


 



Solche Ailletten kamen eigentlich nur im französichen Raum vor. Sie dienten vermutlich als zusätzliches Erkennungszeichen und trugen für gewöhnlich das Wappen des Trägers. Eventuell erfüllten sie auch eine Schutzfunktion, da auch gepolsterte Exemplare existierten.
Als Material kommen für das späte 13. Jhdt. Holz oder Leder in Frage. Unsere Nachbildung besteht aus Hartholzplatten mit Leinenüberzug.

Auf der berühmten Abbildung im Codex Manesse trägt der Schenk von Limburg Ailletten mit langen Bändern, die wir als Vorlage verwendet haben.


 

Waffen

 



Die Lanze war die Primärwaffe der Infanterie und Kavallerie. Das Schwert wurde, falls bei den im Allgemeinen ärmeren Fußtruppen überhaupt vorhanden, meist nur als Sekundärwaffe gebraucht.
Je nach Einsatzzweck konnte die Lanze eine Länge von ca. zwei bis hinauf zu sieben Metern aufweisen.

Nebenstehende Abbildung stammt aus der Kreuzfahrerbibel.


 



Der Schild (nicht „das Schild“!) ist definitionsgemäß eine Defensivwaffe. Er unterlag wie die meisten militärischen Gegenstände einem ständigen Wandel in Form und Größe. Je nach Verwendungszweck oder Kampfstil konnte die Schildform völlig unterschiedlich ausfallen. Turnierschilde hatten eine andere Form und Verarbeitung als „echte“ Kampfschilde und Kavallerieschilde eine andere als die der Infanterie.

Dieser Schild ist durch seine Form und Größe als Infanterieschild geeignet. Reiterschilde waren zumindest im hohen und späten Mittelalter wesentlich kleiner.

Der Grundkörper besteht aus Holz. Er wurde mit Pergament überzogen und mit einem Kreidegrund aus feiner Kreide vermischt mit Knochen- und Hasenleim bestrichen, auf den das Wappen derer von Weisschals aufgezeichnet wurde.

Die Beriemung wird durch Bewegen der Maus auf das Bild sichtbar. Deren Form variiert stark mit Region, Zeit und Verwendungszweck der Schilde.

In der Kreuzfahrerbibel trägt Goliath einen großen Infanterieschild.


 



Das Schwert wurde zumeist als Sekundärwaffe neben der Lanze benutzt. Der Knauf dieses Einhänders hat leider eine spätmittelalterliche Form, korrekter wäre z.B. ein runder Scheibenknauf.

Es steckt in einer typisch hochmittelalterlichen Schwertscheide mit charakteristischer Bindung und Quadratknoten. Die Scheide besteht aus Holz mit einem Überzug und dem Schwertgurt aus Leder. Die Befestigung am Körper erfolgt durch Verknoten der Zungen des angefügten Gurtes. Die Farbe des Schwertgurtes war bei Rittern i.A. weiß, um die Reinheit des Trägers zu symbolisieren.

Nachweise für solche Scheiden finden sich auf zahlreichen Abbildungen des ausgehenden Hochmittelalters und beginnenden Spätmittelalters, darunter im Welschen Gast (oben) und im Codex Manesse (unten).


 



Ein Pfeil mit einer sogenannten Bodkin-Spitze, die besonders effektiv Rüstungen durchdringt.